Lady Sleep CD

Lady Sleep

CD/DLP, Kitty-Yo 2005


German Rock News | Lady Sleep

back Als ob er geahnt hätte, dass der erste Schnee in diesem Winter erst Ende Januar fällt, hat Maximilian Hecker sein neues Album, das am 24.1. erscheint, "Snow White" gewidmet und 'Lady Sleep' genannt.

11 Tracks zwischen 2:26 und 6:25 hat der junge Berliner geschrieben und fast alleine eingespielt. Nach 'Infinite Love Songs' (2001) und 'Rose' (2003) nun also sein drittes mondänes Werk, gewohnt ergreifend, emotional und elegisch. Die "Sehnsucht nach Körperlosigkeit" wolle er damit ausdrücken und diese intime Atmosphäre fließt durch alle Songs, voller Zartheit, Schönheit und Weltschmerz.

Eine angenehm entspannte und bewusste Klarheit zelebriert sich in fragilen Melodiebögen zwischen akustischer Gitarre, Klavier, Streichern und Heckers hoher, graziöser Stimme. Das ist Musik, für die man sich Zeit nehmen muss. Sie zu hören ist einzig Dürfen.

Der Eröffnungssong 'Birch' beginnt mit einem extrem langen und leisen Klavierintro, das nach zwei Minuten Besuch von Streichern bekommt und nach weiteren zwei Minuten zu einem voll ausarrangierten Song erblüht. Maximilians Stärke ist seine authentische, spürbare, ja fast greifbare Traurigkeit, die nie aufgesetzt wirkt. Im großartigen 'Daze Of Nothing' zum Beispiel, mit akustischer Gitarre und leichtem Groove. Das mit- und nachfühlende Herz bekommt tränenerstickte Gänsehaut bei einer Zeile wie "The first time in my life I’m dead, the first time in my life I’m not sad". Oder wenn im Song 'Snow' weicher Schnee auf Klaviertasten zu fallen scheint, um leiseste, zarteste Klänge zu erzeugen. Das hat schon etwas Göttliches. Ein wenig sakral und mystisch affiziert auch die Single-Auskopplung 'Help Me'.

Doch das Repertoire des sympathischen Multitalents hat auch reziproke Züge, wenn in den Ausreißer-Stücken 'Full Of Voices' und 'Yeah, Eventually She Goes' ist feinstem Uptempo-Beat härtere Saiten aufgezogen werden. Hecker zeigt, was er kann und wird am Ende wieder im wahrsten Sinne des Wortes besinnlich, denn ähnlich wie 'Anaesthesia' ist auch der Titeltrack 'Lady Sleep' eine herrliche sublime Pop-Ballade. Die CD blendet sich aus, wie sie vor 50 Minuten begann und nach vier Minuten Stille schleicht sich noch eine kleine Klaviermelodie herein, dazu Töne, die wie rückwärts gespielt klingen. Ein durchdachtes, niveauvolles Stück Musik.

Wie einzigartig und wertvoll Maximilian Hecker auf dem deutschen Musikmarkt ist, zeigt sich in den nur international zu findenden Referenzen wie Bright Eyes, Sigor Ros, Mercury Rev, Aqualung, Ben Christophers, Savoy Grand. Diese Verbindung von klassischer Musik, Falsett-Gesang und Pop-Momenten ist allerdings in der MH-Komplexität der höchste Genuss!