Mirage Of Bliss CD

Mirage Of Bliss

CD, Blue Soldier Records/Gold Typhoon Music/Leeway/Love Da Records, 2012


Dreamoutloudmagazin.de

back Das Leben schreibt schon komische Geschichten und manchmal taugt der Prophet bekanntlich im eigenen Lande nichts. Im Falle von Maximilian Hecker treffen dieses beiden gerne genommenen Floskeln zu. Der Mann ist ein Star und doch schwebt er in unseren musikalischen Gefilden immer unter dem Radar. Natürlich ist er in der Indie-Szene nicht mehr wegzudenken und seine bisherigen Alben werden gehütet wie der heilige Gral, aber trotzdem kennen ihn immer noch viel zu wenig Menschen. Ihn und seine Songs!

In Asien ist das ganz anders. Maximilian Hecker ist dort eine ganz große Nummer. Seine Songs werden in der Werbung eingesetzt und verbraten, seine Platten verbuchten große Erfolge und selbst als Songschreiber für andere Künstler konnte er fernab der Heimat schon Fuß fassen. Auch die Kritiken in den USA und UK waren bisher mehr als wohlwollend. Dies hätte sich der Mann, der in Berlin als Straßenmusiker anfing und auf seinen ersten Alben alles selbst einspielte, sicher zu Karrierebeginn auch nicht vorstellen können.

Mit seinem neuen Album "Mirage Of Bliss" geht er in gewissem Sinne zurück auf Anfang. Aufgenommen wurde diese Platte in Südspanien zusammen mit Youth. Und ja, wer jetzt rätselt, es ist genau DER Youth. Innerhalb von vierzehn Tagen nahmen sie 12 Songs auf. Maximilian Hecker spielte bis auf den Bass, den Youth bediente, alles selber ein – eben ganz so wie zu Karrierebeginn. Lediglich den letzten und zwölften Song haben die beiden gemeinsam geschrieben, der Rest stammt aus der Feder von Maximilian Hecker.

Es geht (mal wieder) um die Irrungen und Wirrungen der Liebe. "The Whereabouts Of Love" eröffnete "Mirage Of Bliss" nicht von ungefähr. Man würde Maximilian Hecker ja gerne helfen, der hier die ganze Last der Welt zu schultern hat, aber man kann es nicht! Man ist von den schwelgerischen Klängen derart ergriffen, dass man unfähig zu einer Regung ist. Das gilt mitunter für das gesamte Album! Eine Herbstplatte mitten im Hochsommer. Wer schreibt denn heute noch so schöne Songs wie "Head Up High"? Wer hat da gerade Chris Martin gesagt? Bitte ganz schnell vergessen. Der Gesang von Hecker ist mehr ein Hauchen wie ein kraftvolles und bestimmtes Auftreten. Schüchtern gar.

Kurioserweise hat man immer das Gefühlt, dass man die Songs schon kennt. Hat man "Treasure Trove" nicht schon von a-ha gehört? Oder war es Travis? Oder ist das gar eine Adaption von "When The Stars Go Blue"? Meist ist das alles melancholisch, manchmal sogar tieftraurig. "Silent, Lucid Flashes" überspannt in dieser Hinsicht den Bogen allerdings auch etwas. Das positive "Mirage Of Bliss" reißt es allerdings wieder raus. Wer eine Lieblingsdecke hat, sollte die zu "If Only I Could See" rauskramen und dazu die Taschentücher bereitlegen – man wird Rotz und Wasser heulen. Ein bisschen ist bei Hecker ja immer das Problem vorhanden, dass seinen Alben die Abwechslung etwas abgeht. Ist auch hier der Fall. "Heavenlies" ist ein schönes Ding, aber ab und an braucht es auch mal einen Stimmungsaufheller. Den gibt es ansatzweise mit "Why The World Has Turned For Us". Immerhin.

Fazit: Maximilian Hecker befindet sich mit "Mirage Of Bliss" mal wieder ganz tief unten im Tal der Tränen. Es ist schön da. Sehr schön sogar. Diesmal hat er fast alles wieder alleine eingespielt, mit Youth allerdings einen ganz Großen seines Fachs an seiner Seite gehabt. Manchmal ist die Platte auch zu sehr in seiner Traurigkeit – und sei es auch nur aufgrund der Instrumentierung – gefangen, aber wer macht das heutzutage noch mit derart viel Herzblut und in dieser Konsequenz? Das Leben schreibt schon...