Irdischer Tagträumer


back Mit seinem vierten Album "I’ll Be A Virgin, I’ll Be A Mountain" ist der himmlische Maximilian Hecker ein Stück weit zu uns herabgestiegen. Sein engelsgleicher Falsettgesang schmückt längst nicht mehr jeden Song. Macht nichts, denn Irdisches steht ihm ebenso gut. "Mein lyrisches Ich hat kapituliert, weil ich erkannt habe, dass es in der Realität nicht zu erreichen ist, seinen Körper hinter sich zu lassen und Geist oder Gott zu werden", philosophiert Hecker. "Das Gute daran: Ich habe meinen isolierenden Elfenbeinturm verlassen. Anstatt mit der Ewigkeit vereinige ich mich nun mit den Menschen. Was nicht heißt, dass ich in kreativer Hinsicht nicht doch dem Höheren hinterherschreibe." Sein schwelgerischer Anti-Tagträumer-Song "Grey" handelt davon, das kleine Glück schätzen zu lernen und dafür die große Sehnsucht aufzugeben. Doch erdlich gesehen hat der Berliner Songwriter das gar nicht nötig: Hecker dürfte einer der wenigen deutschen Künstler sein, die sich in Asien mehrere Fanclubs erspielt haben. "Mir kommt das durchaus angemessen vor", meint Hecker, "als Künstler hält man doch was von seiner Musik. Man sollte auch in anderen Ländern bekannt sein, nicht? Es löst in mir aber kein Gefühl von "Yeah!" aus." Aber immerhin eine innere Balance. "Das Kunstprodukt, also die Platte, ist das Gegenteil von meinem Charakter, um den Ausgleich herzustellen. Ich fühle mich getrieben und bin sehr kontrolliert, also sehne ich mich nach dem Loslassen. Deshalb klingen meine Lieder wie ein Ausatmen oder nach einem Säugling, der zärtlich im Arm gewiegt wird", meint Hecker. "Bei Künstlern ist das häufig so. Dj Ötzi ist wahrscheinlich depressiv."