I Am Nothing But Emotion CD

I Am Nothing But Emotion, No Human Being, No Son, Never Again Son

CD/LP, Blue Soldier Records/Pocket Records/Pastel Music/Love Da Records/Gold Typhoon Music, 2010


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back Er war der unnahbare deutsche Popprinz, der Frauenherzen betörte und mit funkelnd glitzerndem Indiepop die Musikwelt entzückte. Nun geht Maximilian Hecker dahin, wo es richtig wehtut.

"I Am Nothing But Emotion, No Human Being, No Son, Never Again Son". Einen Hang zum Theatralischen hatte der Wahlberliner schon immer. Selbst zu Beginn des letzten Jahrzehnts, als er mit seinem auf Hochglanz polierten Debüt "Infinite Love Songs" um die Ecke bog, übte sich Hecker an der großen Geste. Doch irgendwann war ihm sein eigenes Image zuwider und was zuvor strahlend leuchtend erschien, war plötzlich stockdunkler Grauton - 2008, das Jahr der Krise im Leben des Songwriters.

Höhepunkt des Ganzen, ein schonungslos offenes und frei von Ironie oder Sarkasmus gedrehtes Video auf Youtube mit dem bezeichnenden Titel: "Maximilian Hecker Hits Rock Buttom Truth" - hier gab es keine Ausreden mehr, kein Gewäsch vom besten Album, dass er je gemacht habe und wie toll sich sein Leben aktuell anfühle. Nun wurde Klartext gesprochen, Hecker weinend gefilmt, Hecker verzweifelt eingefangen und am Ende erklang "Mandy" von Barry Manilow. Armer Kerl, dachten sich viele - doch was die wenigsten wussten, seine Wiedergeburt als Musiker begann genau hier.

Ende 2008: In Japan auf Tour, lernte der gebürtige Heidenheimer eine Prostituierte kennen, die Hecker aus dem "Verwesungsmodus" befreite: "Nana" heißt daher nicht von ungefähr die erste Single aus seinem neuen, sechsten Album mit dem niemals endenden Titel "I Am Nothing But Emotion, No Human Being, No Son, Never Again Son" - dass obendrein so gar nicht dem entspricht, was viele von Maximilian Hecker erwartet hätten. Ganz im Gegenteil: Die Songs sind derart Lo-Fi eingespielt, dass selbst der Gesang nur mit einem Raummikrophon aufgenommen wurde.

Es ist mühselig zu erklären, welch famose Songs hier entstanden sind, weil Hecker erstmals auf Unmittelbarkeit statt Postproduktion setzt. Freilich schwer sich diesen Brocken voller Selbstreflexionen am Stück reinzuziehen, doch was Hecker damit will, erreicht er ohne Mühe: Den Hörer an sein Innenleben heranzulassen und dabei nicht wie ein Freak, Irrer oder vollkommen Durchgeknallter dazustehen. Obschon diese Beiträge ganz und gar nicht seinem normalen Oeuvre entsprechen.

Ein Cover mit wilder Mähne und Vollbart, Lieder, so herzzerreißend, dass man sie nur ganz selten, doch dafür umso intensiver hören kann und Maximilian Hecker, der keine Sekunde zögert, die Karten auf den Tisch zu legen - so und nicht anders funktioniert die Genesung des ehemaligen Popprinzen. Wer ausführlich lesen will, was Hecker selbst dazu zu sagen hat, ist mit dem »Interview zum Album gut beraten.