I’ll Be A Virgin ... CD

I’ll Be A Virgin, I’ll Be A Mountain

CD/LP, V2 Records 2006


Sonnenwende

back Schwups. Da ist er wieder. So, wie er es mag. Wie er es selbst inszeniert. Maximilian Hecker, der schleierhafte Launebär, der seinem Publikum gerne mal Verbote erteilt, der zum Pinkeln sein Klavier verläßt und den Lichtmann bittet, das Publikum vor der Bühne auszuschalten. Rastlos oder ratlos, wer weiß das schon, spaziert der scheue Berliner durch sein Universum einer unantastbaren Melancholie. In verblüffenden Höhen schillert seine Stimme, in traurigen Tönen jagt er der Trauer der Welt hinterher. Maximilian Hecker – der Seelenpförtner der Gebeutelten. Und Phantom des Weltlichen.

Es ist die Zeit nach der Verführung von "Infinite Love Songs", dem Stolz von "Rose" und dem aufgeblähten Tränensack namens "Lady Sleep". Der Multiinstrumentalist macht Platz für Mitmusiker. Maximilian Hecker hat eine Hammond-Orgel geordert, versucht sich an Beschwingendem, und sowieso könnte man meinen, ein Sommerurlaub habe manche Wunde geheilt. Aber irgendetwas fehlt noch. Irgendetwas ist anders als beim letzten Mal. Huch – hat jemand Maximilian Heckers Falsett gesehen? Ja, wo ist denn die Kopfstimme?

50% Brust- und 50% Kopfstimme dringen diesmal aus Heckers Kehle, grob über den Daumen gepeilt. "Velvet son" hat sie parat, die ominöse Bruststimme. Mutig singt er mit Einsatz seines ganzen Körpervolumens, läßt die Luft zirkulieren. Und verdammt: Das steht ihm so gut, daß man sich fragen muß: Ja, wo war sie denn die ganze Zeit? Bis diese Erkenntnis in den Geist des Hörers wandert, vergehen zärtliche Momente mit "Snow White" und einem außerordentlich orgeligen, beinahe gut gelaunten "Your Stammering Kisses". Die Sonne scheint auch für Maximilian Hecker. Wer hätte das noch ernsthaft gewagt zu hoffen?

Gemeinsam mit Haus- und Hofproduzent Guy Sternberg sät Maximilian Hecker auf seinem vierten Werk Pophymnen aus, die diese Bezeichnung verdient haben, die nach himmlischen Farbkombinationen schmecken und sogar tagsüber gehört werden können. Die swingende Single "Silly Lily, Funny Bunny" hüpft sich direkt in die Arme des orchestralen "Wilted Flower", welches im wunderschönen "The Saviour" seine Fortsetzung findet. Wir verstehen uns also wieder. Sind allesamt positiv überrascht und haben wieder Argumente auf der hohen Kante, die überzeugend darlegen, wofür man Maximilian Hecker schätzt. Und diesmal können das sogar die Jungs zugeben.

Christian Preußer, Plattentests Online 10/2006


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